
Nachhaltiges Geschäftsmodell
Weg von der Verkaufslastigkeit, hin zu umfassenden Dienstleistungen auf Basis der nachhaltigen Entwicklung: Dies streben Walliser Immobilienagenturen mit einem gemeinsamen Projekt an.
Während langer Zeit haben Immobilienagenturen im Berggebiet vom Verkauf von Häusern und Wohnungen gut gelebt. In den letzten Jahren ist dieses Geschäftsmodell massiv unter Druck geraten, weil sich die Rahmenbedingungen geändert haben. Die Lex Weber und die neue Zweitwohnungsgesetzgebung engen den Spielraum ein. Und bei der Vermietung sichern sich Vermittlungsplattformen wie Airbnb inzwischen ein Stück des Kuchens.
Die Immobilienagenturen werden sich auch zunehmend ihrer Verantwortung bewusst, etwas gegen die kalten Betten im Berggebiet zu tun. Im Wallis werden mehr als 70% der Ferienhäuser und -wohnungen nicht kommerziell vermietet.
Eine weitere Herausforderung für die Immobilienagenturen: Jedermann kann eine Agentur eröffnen und in den Verkauf und die Vermietung von Zweitwohnungen einsteigen. Unseriöse und unprofessionelle Anbieter haben den Ruf der Branche beschädigt.
Verantwortungsvolle Unternehmensführung
Aus all diesen Gründen ist klar: Die Agenturen müssen ihr Geschäftsmodell ändern. Nicht mehr Provisionen stehen im Vordergrund, sondern erstklassige Dienstleistungen, die soziale und ökologische Anliegen berücksichtigen. Solche Agenturen ragen heraus und gewinnen das Vertrauen von Kunden und Behörden.
Mit anderen Worten: Die Walliser Immobilienagenturen sollen zu Vorbildern für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung werden. Dies ist denn auch das Ziel des Projekts, das der Verband der Immobilienagenturen (USPI) gestartet hat, unterstützt durch Innotour, den Unternehmensverein Valais excellence und den Kanton Wallis. Mit dem Projekt wollen die Agenturen eine gemeinsame Dynamik entwickeln, basierend auf dem Shared-Value- Konzept von Michael Porter. Ziele sind:
– Eine verantwortungsvolle Unternehmensführung fördern.
– Gemeinsame Werte und eine gemeinsame Strategie entwickeln.
– Eine Branchenanleitung, gute Beispiele und eine Ausbildung entwickeln.
– Kriterien nach den Standards der unternehmerischen Verantwortung (Corporate Social Responsibility) definieren.
– Eine Auszeichnung ins Leben rufen für Agenturen, die die Kriterien erfüllen.
Grosser Nutzen
Die Agenturen, die mitmachen, profitieren mehrfach: Sie verbessern ihre Geschäftsführung und ihre Dienstleistungen, vergrössern die Kundenzufriedenheit und stärken ihren Ruf als kompetente und seriöse Anbieter. Durch den Austausch mit anderen Agenturen erhalten sie Ideen und Vergleichsmöglichkeiten.
Das Projekt zeigt beispielhaft, wie Tourismusakteure durch eine systematische Zusammenarbeit ihre Zukunftsperspektiven verbessern. Es bündelt die Ressourcen aller Akteure und integriert Aspekte der nachhaltigen Entwicklung in das Geschäftsmodell von KMU.
Ohne Innotour wäre das Projekt nicht zustande gekommen. Neben dem finanziellen Beitrag hat die Unterstützung durch das SECO dem Projekt Glaubwürdigkeit verschafft und seine Wichtigkeit bestätigt.
Der Kanton Wallis erhofft sich vom Projekt, dass mehr Zweitwohnungen kommerziell genutzt werden und so die Zahl der kalten Betten zurückgeht. Die Immobilienagenturen sind zuversichtlich, in den kommenden Jahren dazu einen wesentlichen Beitrag zu leisten. Quelle: Innotour insight Nr.17|Herbst 2016